Der Dolomiten-Transalp
Für dieses Jahr stand mal wieder eine Transalp auf dem Plan. Ein Freund aus Hamburg – Moritz – war zwar schon oft in den Alpen, ist aber noch keine Transalp gefahren und wollte das nun ändern. Ich war sofort Feuer und Flamme und über die Eckdaten waren wir uns auch schnell einig. So begannen Ende 2019 die Planungen für Moritz´ erste und meine dritte Transalp.
Unsere Wahl fiel auf eine eher östlich gelegene Route, bei der wir nicht durch die Schweiz aber dafür durch die Dolomiten fahren würden. Die eher klassische Routen von Heckmair oder interessante Alternativen von Andreas Albrecht kamen für mich dieses Jahr nicht in Frage, da ich meine ersten beiden Alpen-Überquerungen schon auf der Basis gefahren bin.
Früh zeichnete sich also ab, dass es eine Transalp der ersten Male werden würde. Aber wie oft ich auf dieser Tour Dinge zum ersten Mal machen würde, hätte ich mir bei bestem Willen vor der Tour nicht ausmalen können. Nicht nur das Moritz zum ersten Mal eine Transalp fahren würde, auch die Tourenplanung war anders als bei früheren Touren.
Ich dachte auch, schon krasse Wetterumschwünge auf meinen Touren erlebt zu haben. Allerdings wurde ich auch hier eines besseren belehrt (Tag 4) und war überrascht, welchen Einfluss nicht nur das aktuelle Wetter, sondern auch das der vergangenen Jahre auf die Tour haben kann (Tag 6 & 7). Jede Tour meiner bisherigen Touren war auf ihre Art und Weise etwas ganz besonderes für mich. Aber diese Tour war anders. Warum? Lest selbst.
Quick Facts
Gefahren vom 3. bis 10. September 2020 (8 Tage)
Von Garmisch-Partenkirchen (D) nach Riva del Garda (IT)
472 Kilometer / 15.619 Höhenmeter / 52:19 Stunden auf Achse (reine Fahrzeit)
1. Tag - 3. September 2020
Garmisch-Partenkirchen (D) – Birgitz bei Innsbruck (AT)
75,03 Kilometer / 1.465 Höhenmeter / 5:22 Stunden auf Achse
Es geht endlich wieder los. Vor knapp einem Jahr haben wir uns das erste Mal lose über eine gemeinsame Tour unterhalten und nun ist es so weit. Wir starteten um kurz nach elf in Garmisch und machten uns auf den Weg in Richtung Elmau.
Mal abgesehen davon, dass das Voralpengebiet an sich sehr schön ist, war der Track des heutigen Tages wenig ereignisreich. Nach der ersten kleinen Abfahrt irgendwo hinter dem Schloss Elmau ging es erst einmal über 20 Kilometer bergauf (von 900 auf 1.300 Hm) ohne das irgendwas erwähnenswertes passiert ist. Auf dem Plateau zwischen Wildmoossee und Lottensee deutete sich bereits unsere Abfahrt an.
Ab Geiernest ging es bergab. Der Weg war eine etwas anspruchsvollere Schotterstraße, die sich in eng anliegenden Serpentinen ins Tal schlängelte. Querrillen, die zum Ablaufen vom Regenwasser in den Weg eingelassen wurden, verführten in regelmäßigen Abständen zu Sprüngen und machten die Waldautobahn zu einem Highlight des Tages.
Im Tal angekommen ging es für uns die nächsten elf Kilometer nahezu eben bis nach Kermaten (auf 619 Metern), wo wir den letzten Anstieg des Tages nach Birgitz (auf 871 Metern) begannen.
Die Anstiege heute machten auch gefühlt die meiste Fahrtzeit und einen großen Teil der Wegstrecke aus. Hinzu kommt, dass es heute recht ereignislos war. So war dieser Tag unterm Strich wirklich nur Mittel zum Zweck und führte mich zu der Frage, was an Garmisch-Partenkirchen als Startort einer solchen Tour so geil sein soll!? Die Abfahrt ab dem Geiernest war zwar nett, rechtfertigt aber definitiv nicht den ganzen Aufwand.
2. Tag - 4. September 2020
Birgitz bei Innsbruck (AT) – Griess am Brenner (AT)
55,85 Kilometer / 2.427 Höhenmeter / 6:32 Stunden auf Achse
Allzu früh begannen wir diesen Tag nicht – es stand ja nicht so viel auf dem Plan. Nach einem ausgiebigen Frühstück verließen wir um halb zehn das Hotel und begannen unmittelbar mit dem ersten Aufstieg des Tages – 700 Hm am Stück. Den höchsten Punkt erreichten wir noch vor dem Mittag und es ging für uns direkt in die erste Abfahrt über. Die war nicht sonderlich spektakulär, immerhin aber bis zum nächsten tiefen Punkt auf Schotter. Kurz vor Mieders ging es dann, nach einem kurzen Snack, direkt zum zweiten Anstieg. Diesmal knapp 900 Hm am Stück. Der Weg war überwiegend ein Schotterweg, den auch zahlreiche Wanderer, die nach Maria Waldrast gingen oder von dort kamen, nahmen. Es war warm und wir fuhren bzw. schoben immer wieder durch die pralle Sonne. Das forderte insofern seinen Tribut, da wir viel schwitzten und noch mehr tranken um das wiederum auszugleichen. Es war so abartig warm.
In Maria Waldrast angekommen kehrten wir kurz ein, tranken und aßen etwas. Die Abfahrt war – nach einem kurzen aber sehr schnellen Stück auf der Straße – schon mehr nach unserem Geschmack. Es ging über Wander- und Wirtschaftswege vorbei an Weiden hinunter ins Tal. Immer wieder durchbrochen durch kleinere Gegenanstiege.
In Sichtweite zur Brennerautobahn ging es bei Trins ins Tal und anschließend wieder in den Aufstieg – überwiegend auf Asphalt oder auf festem Schotter – hoch nach Nösslach. Kurz hinter Nösslach ging es dann nur noch abwärts nach Griess. Hier kam es (völlig unerwartet) noch einmal zu einer kurzen Trail-Begegnung bei der Abfahrt in den Ort. Um viertel vor Sieben waren wir am Hotel.
Der heutige Tag war schon deutlich besser und mehr nach unserem Geschmack als der gestrige. Wir bekamen einen schönen Vorgeschmack (freilich ohne es wirklich zu wissen) auf das, was uns die nächsten Tage erwarten würde.
3. Tag - 5. September 2020
Griess am Brenner (AT) – Vahrn bei Brixen (IT)
80,12 Kilometer / 2.832 Höhenmeter / 8:36 Stunden auf Achse
Dieser Tag war einfach krass! Nichts anderes kann man dazu sagen, was diesen Tag kurz und knapp beschreiben könnte.
Um halb neun verließen wir Griess in Richtung Vinaders und begannen direkt mit dem ersten Anstieg des Tages. Hinter Vinaders verließen wir die Hauptstraße und fuhren die ersten 500 Hm auf Asphalt und Schotter hoch. Kurz hinter der Sattelbergalm hätten wir eigentlich geradeaus fahren müssen. Dieser Weg schien aber für MTB gesperrt zu sein (das ist in Österreich leider immer wieder ein Thema). Ich folgte dann rechts ab einem Wegweiser „MTB-Schiebepassage“ und war gespannt, was mich erwarten würde. Moritz ging das Risiko ein und folgte dem eigentlichen Weg. Beide Wege trafen sich am Sattelberg an einer Verteidigungsanlage aus dem ersten Weltkrieg auf ca. 2.100 Metern. Ich war ein wenig früher oben als Moritz, aber beide Wege schienen ähnlich anspruchsvoll und wenig fahrbar gewesen zu sein.
Von dort aus ging auf einem Pfad am Hang entlang, vorbei an zahlreichen weiteren alten Verteidigungsanlagen, bis wir letztendlich bei knapp 2.200 Metern den höchsten Punkt für heute erreichten. Ab dort sollte es – mit kleineren Gegenanstiegen – für 32 Kilometer bis auf ca. 900 Meter abwärts gehen.
Die ersten 800 Hm machten wir auf fünf Kilometern über sagenhafte Singletrails zur Nichte. Wenn ich im Nachhinein über diesen Trail nachdenke, wie ausgesetzt und anspruchsvoll, aber auch unglaublich flowig der zum Teil war, bekomme ich eine Gänsehaut. Dieser Trail war jeden einzelnen Zentimeter, den wir bis hierhin gefahren sind, mehr als wert. Im oberen Teil war der Trail geröllig, bot aber auch immer wieder kleinere Drops. Im unteren Teil – schon wieder unterhalb der Baumgrenze – war der Trail durchsetzt mit Wurzeln und Geröll, wurde aber zunehmend flowiger und somit deutlich schneller als im oberen Teil.
Unterhalb von 1.400 Metern führte der Trail auf einem Fernradweg, der recht ereignislos bis nach Sterzing führte. Hinter Sterzing ging es – immer wieder unterbrochen durch kleinere Gegenanstiege – entlang der Brennerautobahn bis nach Mauls (auf 900 Metern). Ab dort ging es erst über Asphalt und zum Ende auf Schotter bis auf 1.800 Metern hoch. Die letzten Höhenmeter zum Valser Jöchl und dann weiter zum Stoanamandl (auf ca. 2.100 Metern) mussten wir überwiegend schieben.
Abwärts ging es – wie so oft – über Wanderwege (wer auch immer so was bergauf wandert). Zum Teil bestand der Trail aus nicht mehr als einer engen ausgespülten Rinne, durchsetzt mit Steinen und abgebrochenen Ästen und das alles bei einem teilweise recht heftigen Gefälle. Diese Art Trail wechselte sich mit Waldautobahnen und Gräben voller Geröll ab, zum Teil als Bestandteil eines Baches. Am unteren Ende hatte ich das erste Mal auf so einer Tour das Gefühl, ein richtiges Downhill-Bike wäre hier die bessere Wahl gewesen: ein Drop von einem Meter folgte eine Geröllfeld und dann ein Wurzelteppich.
Leider war es schon halb acht, die Sonne ging langsam (aber sicher) unter und wir hatten noch ein Stück bis nach Vahrn vor uns. Da unsere Route scheinbar der kürzeste Weg war, blieben wir dabei, nahmen noch den einen oder anderen Waldweg mit, bis wir letztlich auf eine Straße kamen, auf der wir die letzten 200 Höhenmeter zum Hotel bei rund 60 Km/h abrissen.
Um 20 Uhr kamen wir am Hotel an und zumindest ich war sehr glücklich. Zum einen darüber, dass wir es noch im Hellen ins Hotel geschafft haben. Zum anderen – und das war viel ausschlaggebender – über diesen sensationellen Tag. Diesen Tag haben wir dann auch in im Restaurant des Hotel bei Bier und sehr gutem Essen ausklingen lassen.
4. Tag - 6. September 2020
Vahrn bei Brixen (IT) – Kofeljoch (IT)
23,25 Kilometer / 1.377 Höhenmeter / 4:01 Stunden auf Achse
Ursprünglich geplant: 71,70 Kilometer / 3.365 Höhenmeter
Alternative Route: 51,30 Kilometer / 2.300 Höhenmeter
Eigentlich war unser Plan heute von Vahrn nach Corvara zu Biken. Die ursprünglich geplante Etappe mit über 3.300 Höhenmetern und knapp 72 Kilometern haben wir am Vorabend bereits zu Gunsten einer mit 2.300 Höhenmetern und 51 Kilometern deutlich abgespeckten Alternative gekürzt. Gründe für diese Planänderung war einerseits, dass wir am Vortag festgestellt haben, dass die heutige Etappe zu ambitioniert geplant gewesen ist und andererseits hat sich die Wetterprognose für den heutigen Tag massiv verschlechtert.
Leider hat das Wetter auch dafür gesorgt, dass wir die Etappe nicht einmal zur Hälfte fahren konnten, wie geplant. Die ersten Kilometer bei Brixen ließen sich noch gut radeln. Auch der lange Anstieg hinter Brixen war kein Problem. Ganz im Gegenteil. Das Wetter war gut, die Luft frisch und der Anstieg (erst über Schotter, dann über Asphalt und später wieder über Schotter) moderat. Südlich von Afers fing es dann das erste Mal an zu regnen. Je weiter wir unsere Aufstieg fortsetzten, desto kürzer wurden die Abstände der Regenfronten, bis es schließlich andauernd und ausgiebig regnete. Es mischten sich nunmehr erst Donner, später dann auch Blitze und Hagel zu dem strömenden Wassermassen. Die Temperatur fiel von anfangs über 20° auf 9° und binnen kürzester Zeit waren wir trotz Regenkleidung durchnässt und fingen an zu frieren. Allerdings erreichte nicht nur die Temperatur gerade ihren heutigen Tiefpunkt; auch unsere Stimmung ließ zunehmend zu wünschen übrig und wurde deutlich angespannter.
Oberhalb des Kofeljochs (oder auch Passo di Eores oder Halsl) stellten wir uns bei einer Hütte unter. Wir mussten unseren Plan ändern. Während ich allerdings
noch haderte und versuchte mich an jeden Strohhalm zu klammern um die Etappe nicht abbrechen zu müssen, war Moritz schneller klar, dass die Weiterfahrt auf dem Bike nach Corvara unter diesen Umständen keine Option ist. Dass wir in der Nähe des Kofeljochs waren, war Glück für uns und eröffnete uns einige Optionen. Entweder kehren wir ein und warten das Unwetter ab, wir übernachten direkt am Kofeljoch in einer der Unterkünfte oder wir versuchen irgendwie anders nach Corvara zu kommen.
Schnell stellten wir jedoch fest, dass die ersten beiden Optionen für uns nicht in Frage kommen würden. Zum einen war es schon zu spät um noch vor dem Sonnenuntergang ankommen zu können und zum anderen hätte eine Übernachtung am Kofeljoch den gesamten Tourenplan über den Haufen geworfen. Somit blieb nur noch die dritte Option. Wir hatten Glück und fanden einen Taxiunternehmer, der aus Brixen losfahren, uns und unsere Bikes am Kofeljoch abholen und nach Corvara bringen würde.
Während wir in der Halslhütte auf das Taxi warteten, wurde das Unwetter noch schlimmer und wir waren froh, uns zu diesem Schritt durchgerungen zu haben. Auch ich habe langsam aber sicher eingesehen, dass alles andere unvernünftig und einfach zu gefährlich gewesen wäre.
Der Tag war zwar gelaufen aber die Tour gerettet.
5. Tag - 7. September 2020
Corvara (IT) – Moena (IT)
58,79 Kilometer / 2.070 Höhenmeter / 7:08 Stunden auf Achse
Nach dem sensationellen dritten und echt bescheidenen vierten Tag, hatte dieser Tag – zumindest was die Eckdaten angeht – das Potential sehr geil werden zu können.
Für heute stand der höchste Punkt der Tour – auf 2.549 Metern – auf dem Programm. Nach den Ereignissen vom Vortag und den vermeintlich schlechten Vorhersagen für den heutigen Tag, beobachteten wir bis zu unserer Abfahrt den Nebel hoch in den Bergen und versuchten abschätzen, ob es regnen oder ob das Wetter halten wird. Um viertel vor neun starteten wir in Corvara und begannen bei ca. 1.500 Metern gleich mit dem ersten Aufstieg zum Passo Incisa auf ca. 2.000 Meter.
Die erste Abfahrt war kurz. Ein schöner, leicht schlammiger Singletrail und führte – zum Teil ergänzt durch schöne Anlieger – bis zum Passo di Campolongo. Ab dort ging es direkt unterhalb des Lifts über die Piste bis zum Rifugio Bec de Roces auf knapp 2.100 Meter hoch. Bei der Steigung hätte man lieber im Lift gesessen anstatt sein Bike in unmittelbarer Nähe dazu hochzuschieben. Aber nein, den Lift zu nehmen wäre ja cheaten und das geht nicht (okay, der Vortag war was anderes – es ging nicht anders).
Oben angekommen ging es direkt hinter dem Lift in die Abfahrt: ein hervorragender Singletrail mit zahlreichen Anliegern, vielen Drops, die aus dem Flow des Trails heraus und trotz der Feuchtigkeit unglaublich gut zu fahren waren. Der Trail war größtenteils kein Naturtrail sondern ordentlich angelegt und geshapped. An den Stellen, an denen der Trail auf einem Wanderweg verlief merkte man die Unterschiede. Grob, verblockt und kleinere Gräben zeichneten den Trail aus. Ich persönlich habe mich sauwohl gefühlt – so sauwohl, dass ich einmal in der Böschung landete.
Erst auf den letzten Höhenmetern befanden wir uns auf Schotter und rollten freudestrahlend in Arabba ein.
Um halb zwölf begannen wir mit dem größten Anstieg des heutigen Tages. Von Arabba (auf 1.591 Metern) ging es erst auf Schotter, dann ein Stück auf Asphalt und später den Rest des Anstiegs wieder auf Schotter hoch bis hinter die Porta Vescovo (auf 2.549 Meter). Ab ca. 2.100 Metern befanden wir uns in der immer dichter werdenden Nebeldecke. Hin und wieder regnete es leicht. Aber es war zu keinem Zeitpunkt so schlimm wie am Vortag. Einziges Manko war, dass man aufgrund des Nebels nichts von dieser vermutlich sehr schönen Landschaft sehen konnte.
Die letzten Meter nach der Bergstation zum höchsten Punkt waren gerade so noch schiebbar. Danach wurde es spannend. Die ersten Meter abwärts wären sogar für sehr gute Fahrerinnen und Fahrer eine Herausforderung gewesen. Schnell wurde es aber gut fahrbar und machte sogar sehr viel Spaß. Der Trail schlängelte sich am Hang entlang, der zum Teil stark nach unten abfiel. Der Untergrund war griffig und immer wieder durchsetzt mit scharfkantigem Geröll. Ab dem Passo Padon wurde aus dem Singletrail eine Schotterstraße, die man entsprechend schneller in Richtung Tal fahren konnte. Am Passo Fedaia angekommen ging es für dann auf einem Weg entlang des Stausees Lago di Fedaia bis zum Rifugio Castiglioni Mamolada. Direkt hinter dem Refugio führte der Trail erst an der Staumauer und später dann an einem Fluss entlang weiter ins Tal.
Dieser Trail hatte es in sich. Er war ruppig, steinig, immer wieder durchsetzt mit kleineren Wurzelfeldern. Zum Teil recht steil aber immer – aufgrund des Wetters des heutigen und des gestrigen Tages – grenzwertig rutschig. Stellenweise liefen kleinere Rinnsale den Trail hinab. Das Geröll war scharfkantig und lag in teilweise recht großen Brocken auf dem Trail. Technisch war das eine unglaublich fordernde Angelegenheit. Mir persönlich hat dieser Abschnitt aber so viel Spaß gemacht, dass ich meine Bremse womöglich ein wenig zu locker ließ und einen Stein so derb erwischte, dass ich mir einen Platten holte. Das wiederum führte zwischen Moritz und mir zu der Diskussion, ob Tubeless (Moritz) oder eben mit (ich) die bessere Wahl ist. Aufgrund meiner offensiveren Fahrweise endete die Diskussion mit einem Patt (vielleicht wäre es auch bei Tubeless passiert).
Dieser Trail vor Penia war das letzte richtige Highlight des heutigen Tages. Danach ging es über einen kleineren Gegenanstieg durch Penia weiter in Richtung Moena. Auf den letzten 20 Kilometern zwischen diesen beiden Orten ging noch 300 Meter seicht bergab. Der Weg war eine Art Radfernweg auf feinem Schotter und ließ sich – trotz der Feuchtigkeit – gut fahren (war jedoch eher zweckmäßig).
Alles in allem, war der Tag super und wir waren froh, dass es kein Gewitter gab und nicht dauerhaft regnete. Der Nebel hat uns zwar eine weitere Sicht auf die Dolomiten verwehrt. In Anbetracht der Umstände konnten wir das allerdings sehr gut verkraften.
6. Tag - 8. September 2020
Moena (IT) – Malga Stramaiolo (IT)
66,22 Kilometer / 2.253 Höhenmeter / 8:08 Stunden auf Achse
Heute Morgen kamen wir einigermaßen früh los und fuhren erstmal den Weg weiter, der uns am Vortag auch nach Moena führte. Es ging seicht bergab und wir ließen Predazzo und Ziano hinter uns, bevor wir südlich von Cavalese kurzzeitig im Wald verschwanden. Dort erwartete uns ein kleiner Anstieg und wiederum eine Abfahrt. Nach über 30 Kilometern standen wir vor dem größten Anstieg des heutigen Tages.
Die 1.000 Meter Anstieg am Stück starteten wir am Mittag, nachdem wir ein kleines Hindernis in Form einer Baustelle überwunden haben. Der Weg war gut und wir haben für uns ein gutes Tempo gefunden. Die Vorzeichen waren vielversprechend und es sah so aus, als könnten wir um halb drei den Anstieg bewältigt haben. Als wir dann kurz vor dem Höhepunkt einer Kurve aus dem Wald folgten, änderte sich schlagartig alles. Der Weg war durch zahllose Bäume versperrt und eine Alternative weit und breit nicht in Sicht. Uns blieb daher nichts anderes übrig als die Bikes über die Bäume zu hieven oder gar einige Meter abwärts zu gehen und die Stämme so zu überwinden. Sowas habe ich in all den Jahren, die ich diesen Sport nun betreibe, noch nicht erlebt. Für die letzten dreihundert Meter (nicht Höhenmeter!) zum höchsten Punkt brauchten wir über eine Stunde – und waren danach fix und fertig.
Später sollten wir erfahren, dass es 2018 einen heftigen Sturm in der Region gegeben hat, der oberhalb der 1.600 Meter-Marke viele Bäume entwurzelt oder umgeknickt hat. Dieses Ereignis sollte uns am folgenden Tag auch nochmal beschäftigen.
Die Abfahrt war okay. Ein langes Stück Waldautobahn, die uns bis ins Tal und somit wieder zum nächsten Anstieg führte. Es ging 100 Hm hoch um dann über 500 Hm über Trails, Schotterpisten und Wege abwärts ging, von denen ich nicht gedacht hätte, dass man die auch fahren kann.
Vor Brusago, mitten im nirgendwo, erreichten wir den nächsten tiefsten Punkt. Unser nächster und letzter ernsthafter Anstieg des heutigen Tages führte uns von 1.000 Meter auf über 1.700 Meter. Zuerst wechselte sich Schotter und Asphalt, später dann Schotter und – an den steileren Stellen – Beton ab. Die letzten 20 Höhenmeter hatten es nochmal in sich und ich hatte Schiss davor, dass uns wieder unzählige gefallene Bäume erwarten würden. Es wurde langsam dunkel, ein Weg war nicht zu erkennen und wir verließen uns nur auf das Navi, das uns einen Weg andeutete. Nachdem wir eine kurze Zeit mit unseren Bikes durch das Unterholz geklettert sind und kleinere Flüsse überwunden haben, wurde der Weg wieder ein Weg und von Meter zu Meter besser. Keine Bäume und eine Schotterpiste – das war das Beste, was wir uns für die letzten vier Kilometer haben vorstellen können.
Um acht Uhr kamen wir in der Hütte an wurden schon erwartet. Wir waren die einzigen Gäste und das Essen war bereits fertig. Nach einem solchen völlig unerwarteten und unvorhersehbaren Tag hätte dieses Ende nicht besser sein können.
7. Tag - 9. September 2020
Malga Stramaiolo (IT) – Sardagna (IT)
50,43 Kilometer / 1.503 Höhenmeter / 5:57 Stunden auf Achse
Der heutige Tag versprach vergleichsweise moderat zu werden und führte bei uns schnell zu dem Trugschluss, dass es dann ja auch vollkommen in Ordnung wäre, später loszufahren. So kam es, dass wir die Hütte Malga Stramaiolo erst nach einem ausgiebigen Frühstück und ein wenig Bikepflege um elf Uhr verließen.
Hinter der Hütte ging es erst auf einem normalen Weg und kurz Zeit später auf einem Trail in Richtung Passo del Redebus (auf 1.454 Metern). Der Weg war irgendwann mal ein Wanderweg, der aber durch den Sturm vor zwei Jahren genauso gelitten hat, wie viele andere Teile des Waldes. Vom Pass aus ging es durch den Wald wieder bergauf, bis zu einem kleineren Plateau, von dem mehrere Wege abgingen.
Der Weg von der Malga Cambroncoi (auf 1.708 Metern) zum Dosso di Costalta war, nun ja, noch weniger befahrbar als der größere Anstieg des Vortages. Der Weg für die letzten 250 Höhenmeter zum Gipfel waren komplett gesäumt mit umgeknickten und ausgerissenen Bäumen. Der Anfang des Weges war schon geräumt, mehr aber nicht. Auf dem GPS sahen wir dann einen Pfad, der ebenfalls zum Gipfel führen sollte und beschlossen unser Glück dort zu versuchen. Hätte das nicht geklappt, wären wir umgedreht und über die Straße Richtung Trient gefahren. Aber wir hatten Glück. Jemand hatte den Weg ausgeschildert und es war eine Art Pfad in den Hang getreten. Da wir bei der Steigung (ca. 50°) die Bikes eh nicht hätten fahren oder gar schieben können, trugen wir sie fast über die gesamte Strecke nach oben.
Diese Mühe hat sich gelohnt. Vom Dosso di Costalta erwartete uns eine überragende Abfahrt. Zum Teil sehr ruppig, mit scharfen Serpentinen, Wurzelteppichen und immer wieder verblockt – unterbrochen von sehr schnellen und unglaublich flowigen Singletrails. Das untere Ende führte als Forstweg in den nächsten Ort, ließ sich aber genauso gut und schnell fahren. Von dem Abschnitt waren wir beide sehr begeistert und konnten mit dem Grinsen kaum aufhören. Gut, es war auch ein etwas zweifelhafter Abschnitt dabei. Ein Trail, der zwar als Wanderweg ausgewiesen aber eher als Abenteuer im Busch hätte durchgehen können. Wir scheinen die ersten Leute seit langer Zeit gewesen zu sein, die den Trail befuhren oder begingen. Todholz lag überall und die Büsche (leider auch Dornen) wucherten über den Weg.
Vor Fornace begannen wir mit dem Anstieg, der uns noch von Trient trennte. Einziges Manko war, dass sich dieser Anstieg von wenigen hundert Höhenmetern über mehrere Kilometer zog und immer wieder durch kleinere Gegenanstiege unterbrochen wurde. Aber die Landschaft war schön (Weinberge und Olivenbäume säumten den Wanderweg) und der Weg ließ sich gut fahren, so zog sich der Anstieg nicht besonders hin.
Ab Dolasi ging es – erst seicht und dann immer steiler – bergab.
Dieser Trail war auch einer der sehr guten Sorte. Ein unglaublich abwechslungsreicher Trail – mal Waldweg, mal Singletrail – schlängelte sich in zum Teil in sehr engen Serpentinen gen Tal. Der Untergrund war schon so, wie ich ihn vom Gardasee gewohnt bin: zum Teil grober und hellgrauer Granit. Je weniger ausgefahren Trails mit dem diesem Untergrund sind, desto weniger Grip haben die Reifen und man schlingert wie auf Eiern. Hat man den Dreh raus, lassen sich diese Trails sehr gut fahren (und machen mir dank des höheren Adrenalin-Ausstoßes auch noch mehr Spaß).
Der Trail führt an der Trentino zugewandten Seite ins Tal und immer wieder gibt es die Möglichkeit auf dem Trail stehenzubleiben (freilich ohne eine Behinderung anderer darzustellen) und einen Blick auf die Stadt und in das zum Gardasee führende Tal zu werfen.
Bemerkenswert fand ich, dass der Trail fast bis zum tiefsten Punkt in Trient führte – also mitten durch die Stadt. Ab dort ging es erst über Haupt- dann über Nebenstraßen und zuletzt über Wanderwege die letzten knapp 400 Höhenmeter hinauf bis nach Sardagna.
8. Tag - 10. September 2020
Sardagna (IT) – Riva del Garda (IT)
62,83 Kilometer / 1.689 Höhenmeter / 6:35 Stunden auf Achse
Der letzte Tag begann leicht verkatert (der letzte Grappa am Vorabend hätte vielleicht nicht mehr sein müssen, war aber soooo gut) und wir verließen eine der besten Unterkünfte dieser Tour gegen halb neun. Zu Beginn standen erst einmal 900 Höhenmeter am Stück auf dem Plan. Damit hatten wir am Vormittag genug zu tun.
Am späten Vormittag haben wir bei SOTCOSTE (einer kleinen Siedlung an der SP85) den höchsten Punkt des Tages (auf ca. 1.500 Metern) erreicht. Nach einer kurzen Pause ging es für ein kurzes Stück auf der Straße wieder abwärts. Nach 600 Metern bogen wir links in den Wald ein und übersahen erst den Trail, auf dem es weitergehen sollte. Ein Wegweiser und die Karten auf unseren GPS-Geräten verrieten uns, dass wir durch einen Busch in eine Rinne mussten: wir waren wieder auf dem Trail! Der Trail war brutal! Über große Steine ging es steil bergab. Allerdings war der Abschnitt nicht lang und wir fanden uns schnell auf der SP85 wieder. Auf der ging es für kurze Zeit weiter, bis wir von der Straße abbiegen und auf eine verlassene Straße kamen, auf der es für uns weiterging.
700 Meter ging es überwiegend auf Schotter- und Asphaltwegen bergab. Zwischendurch gab es zwar noch den ein oder anderen Abschnitt, der ein wenig anspruchsvoller war. Aber im Großen und Ganzen war diese Abfahrt eher eine nach dem Motto: „Mittel zum Zweck“. Freilich war das hier aber besser als eine schnöde Abfahrt nur über Asphalt.
In Lasino begann der nächste – und letzte – größere Anstieg des Tages (von ca. 450 Hm auf ca. 750 Hm). Der Weg verlief überwiegend durch den Wald auf mehr oder weniger befestigten Wanderwegen. Der Anstieg war nichts Besonderes und meine Erinnerungen sind auch eher vage (was im Umkehrschluss auch bedeutet, dass es keine besonderen Herausforderungen gab). Woran ich aber sehr gute Erinnerungen habe, ist die Abfahrt.
Ab Carcaiole ging es zum letzten Mal auf dieser Tour in eine Abfahrt, die den Namen verdient und – rückblickend betrachtet – dem nahenden Ende einer solchen Tour würdig ist. Fast ausschließlich bestand diese Abfahrt aus einen sahnigen und flowigen Singletrail. Der Trail führte am Hang entlang ins Tal. Zum Teil rechts gestützt durch alte Mauern, an denen der Weg gerade einmal breit genug für unsere Lenker war. Links ging es steil den Hang hinab. Mir gefielen gerade diese Abschnitte sehr. Gepushed durch das Adrenalin, immer wieder touchierte ich mit meinem Lenker leicht die Wand zu meiner Rechten und die Räder liefen knapp auf der Kante zum Hang an der Linken – ich ließ die Bremsen offen und war neugierig, wie weit ich hier gehen konnte. Sehr weit – und es war ein überragendes Gefühl. Andere Abschnitte waren etwas geräumiger. Wiederum andere Abschnitte verliefen als Rinne zwischen den Hängen, in denen sich alle möglichen Steine gesammelt haben und liegen geblieben sind. Letztere Abschnitte waren weniger flowig, dafür aber technisch sehr fordernd und passten perfekt ins Gesamtbild.
Am unteren Ende ging es das letzte steilere Stück über Wirtschaftswege zwischen Weinstöcken hinab.
Die Anfahrt auf Riva war auch wie keine zuvor.
Das erste Mal schlug die Route Trails vor, die über Torbole (also weiter im Osten) ins Tal führen, bei der zweiten Tour war der Tremalzo unser letzter Pass vor Riva und dieses Mal ging es durch die Rebstöcke, die die Täler hinter Riva säumen.
Die Wege gehörten schon zum Radwegenetz des Gardasees, was unsere Vorfreude noch steigerte. Aber statt auf der Straße oder geteerten Radwegen zu fahren, führte der Weg über Schotter und vergleichsweise ebene Trails bis nach Arco und erst ab dort auf Radwegen bis zum Ufer des Sees.
Um halb sechs standen wir völlig erleichtert unglaublich froh am See. Für mich ist das Ende einer Tour immer ein Gefühl unglaublicher Erleichterung und Freude über das, was ich die letzten Tage gemacht und geschafft habe.
Fazit
Diese Tour war überragend!
Selbstverständlich war jede der Touren, die ich bisher gefahren bin, auf ihre Art genial. Bei dieser Tour hatte ich allerdings das erste Mal das Gefühl, nah an das heranzukommen, was ich suche: moderate Anstiege und zum Teil wirklich Anspruchsvolle Trails bei den Abfahrten. Zwischendurch mal die ein oder andere „Waldautobahn“ aber kaum unnötige Straßenabschnitte. Im Großen und Ganzen sehr gut durchdacht. Dieses Lob wollen Moritz und ich aber nicht uns, sondern in erster Linie Uli Stanciu zukommen lassen, auf Basis einer seiner Touren wir diese Tour geplant haben.
Das Wetter kann man nicht planen. Selbst wenn man zu einer anderen Zeit fährt, erhöht das höchstens die Wahrscheinlichkeit, dass man gutes Wetter hat. Wie ich aber bereits bei meiner zweiten Tour erfahren musste, gibt es schlicht keine Garantie für gutes Wetter. Der September war als Tourenmonat recht ruhig (wenige Menschen in den Bergen und Unterkünfte gab es auch immer und überall), es war jedoch eher kühl, feucht und das Wetter war unbeständiger. Ein weiterer Punkt, den wir im Vorfeld nicht bedacht haben, war, das im September deutlich früher die Sonne untergeht (um ca. 19:40 Uhr). Verpennt man morgens rechtzeitig loszukommen, rächt sich das womöglich abends zusätzlich.
Eine weitere Erkenntnis für mich ist, dass ich die nächste Tour eher von Oberstdorf als von Garmisch-Partenkirchen ausgehend planen würde. Meine erste und meine jetzige, dritte Transalp starteten in Garmisch-Partenkirchen und beide Male hatte ich den Eindruck, der erste Tourentag wäre beinahe ein vergeudeter Tag. Die Tage waren nicht sehr ereignisreich (auch wenn der erste Tag dieser Transalp schon deutlich besser war als der 2016) und dafür eher Kräftezehrend. Mir persönlich gefällt die Möglichkeit hinter Oberstdorf direkt mit dem Schrofenpass einen wunderbaren Aufstieg und anschließenden Trail gleich am ersten Tag zu haben.
Was hat mich auf dieser Tour bewegt?
Die Tour war alles andere als langweilig und eintönig. Ganz besonders spannend fand ich allerdings, bereits am zweiten Tag so gut wie gar kein Zeitgefühl mehr zu haben. Der Wochentag spielte keine Rolle, die Uhrzeit erst, als es irgendwann zu dämmern anfing.
Die Ankunft am Gardasee – also das Ende der Tour – hat mir wieder gezeigt, warum genau mir diese Touren so wichtig sind und ich das Bedürfnis habe, diese Art von Touren fahren zu müssen. Einerseits ist es die unendliche Freude darüber, diese Tour aus eigenem Antrieb gefahren zu sein. Dann sind es die Erfahrungen und Erlebnisse, die ich auf der Tour für mich sammeln konnte. Natürlich genießt die Natur einen ganz besonderen Stellenwert für mich und ich konnte mich kaum daran satt sehen. Andererseits ist die Freude über die (weitestgehend) gelungene Organisation groß, gab mir aber auch ein paar Anhaltspunkte zur Planung der nächsten Tour. Darüber hinaus fällt mir natürlich auch ein Stein vom Herzen, weil wir heile und ohne medizinische Zwischenfälle alles fahren konnten. Diese ganzen Faktoren in einem Gefühl zusammengefasst ist einfach großartig.
Freilich ist jeder Tag ein Etappenziel und dessen jeweilige Absolvierung führt schon zu einer gewissen Erleichterung und Freude. Das ganze potenziert sich jedoch nochmal am Ende einer solchen Tour.
An- und Abreise
Nach Garmisch-Partenkirchen ging es für uns von Hamburg aus mit dem Auto. Das Jahr 2020 war vor allem durch die Corona-Pandemie geprägt und wir waren froh, dass im September weder Österreich noch Norditalien als Risikogebiet eingestuft wurde. So entschieden wir uns gegen das größere Risiko öffentlicher Verkehrsmittel und reisten mit dem Auto.
In Garmisch-Partenkirchen gibt es zahlreiche Parkmöglichkeiten. Einige sind kostenpflichtig, andere nicht (in der Regel sind diese dann allerdings auch nicht bewacht). Wir entschieden uns kostenlos am Eisstadion zu parken. Je nachdem, wo man sich dort hinstellt, sind die Parkplätze dort mehr oder weniger leicht einzusehen.
Für mich hat sich die Rückreise mit einem Shuttleservice von Riva oder Torbole nach Garmisch bewährt. Eine Suche im Internet führte kurzerhand zu zahlreichen Angeboten, von denen ich mir sechs genauer angesehen habe. Zwei wären an unserem Abreisetag nicht gefahren, einer hat nicht auf meine E-Mail geantwortet und die anderen Anbieter baten uns den Transport zu 90 € pro Person an. Meine Wahl fiel letztendlich auf Taxi Norri. Zum einen war die Kommunikation sehr nett und zum anderen erfolgt die Abholung an oder in der Nähe der Unterkunft in Riva oder Torbole. Die anderen Anbieter haben einen fixen Treffpunkt in Torbole, ich persönlich halte mich aber lieber in Riva auf und kann mir so den Weg am Morgen sparen.
Planung & Vorbereitung
Ähnlich wie bei früheren Touren hat die Suche im Internet begonnen. Als Alternative zu einer meiner bisherigen Alpenüberquerungen habe ich auch schon mal was über den Weg über die Dolomiten gelesen und hatte die schon mal grob auf meine Wunschliste gesetzt. Moritz, der die Dolomiten auch schon kannte, war sofort begeistert. Meine Tour basiert auf einer Tour, die in einer Ausgabe des bike-Magazins beschrieben wurde. Die hätte allerdings erst in Seefeld (Österreich) angefangen und das kam für aus zweierlei Gründen nicht in Frage. Zum einen hätte uns der Start in Seefeld vor eine logistische Herausforderung gestellt und zum anderen vertrete ich die Einstellung, dass eine Transalp nur eine Transalp ist, wenn sie in Deutschland startet und in Italien endet (oder andersherum). Der Artikel des bike-Magazins verwies auf den bike-gps-Tourenplaner, bei dem ich mir die Tour selber angelegt und entsprechend bearbeitet habe. Ich habe als Startpunkt Garmisch-Partenkirchen gewählt und dann noch die ein oder andere Shuttle- bzw. Liftpassage entfernt (das hat nichts mit Sadismus zu tun; vielmehr vertrete ich auch hier den eher traditionellen Ansatz und bin der Meinung, dass jeder (Höhen-) Meter einer Transalp ohne fremde Hilfe bewältigt werden sollte). Darüber hinaus habe ich die Tagesetappen so angepasst, wie ich glaube, dass wir sie gut schaffen können. Das Tool ist meiner Meinung nach sehr gut gedacht, auch wenn es oftmals nicht besonders stabil läuft. Was die Route in der Praxis taugt kann man zum Zeitpunkt der Planung nur schwer wissen.
Ergänzend zu der digitalen Karten haben wir noch eine Faltkarte der Alpen von Reise Know-How im Gepäck gehabt.
Unterkünfte
Auf Campen war uns auf dieser Tour nicht. Wir wussten schon im Voraus, dass es Tragepassagen geben wird – und die müssen wir uns nicht noch schwieriger gestalten, als sie ohnehin schon sind. Daher war klar, dass wir unsere jeweiligen Etappenziele nach der Zivilisation – also nach möglichen Unterkünften – richten mussten. Für jedes Tagesziel haben wir uns im Vorfeld eine Unterkunft gesucht und reserviert. Der September ist allerdings eher Nebensaison (und die Corona-Pandemie trug ihr übriges dazu bei), so dass wir auch spontaner die Unterkünfte hätten buchen können.
Wir planten eigentlich zwei Hüttenübernachtungen auf dieser Tour. Die erste am 5. Tag am Passo di Lusia und die zweite am 6. Tag auf der Malga Stramaiolo. Die erste Übernachtung im Rifugio Lusia wurde seitens der Hütte gecancelt, weil angeblich die Heizung kaputt war. Das erfuhren wir aber auch erst, als wir selber dort anriefen. Durch Widersprüche im Gespräch und bei der Anfrage bei anderen Hütten am Pass bekamen wir schnell den Eindruck, unserer Reservierung wurde verpennt, die Hütte sei ausgebucht und wir wurden mit einer Ausrede abgespeist. Statt auf der Hütte kürzten wir die Tour an der Stelle ein wenig ab und fuhren nach Moena.
Die Übernachtung auf der Malga Stramaiolo wiederum war super. Wir waren die einzigen Gäste und wurden herzlich empfangen und sehr gut bewirtet.