Der Dosso dei Roveri

Lago, meine Perle - Teil 2

Ein Trail, an den ich eine eher zwiespältige Erinnerung habe, ist der Dosso dei Roveri– oder auch Navene-Trail. Benannt entweder nach der gleichnamigen Erhebung auf ca. 1.065 Metern oder nach dessen Zielort unten am Gardasee. Wann ich den Trail das erste Mal gefahren bin, weiß ich nicht mehr genau. Es muss entweder 2014 oder 2015 gewesen sein. Bevor ich ihn allerdings nach meiner dritten Transalp im September 2020 gefahren bin, hatten wir unsere letzte Begegnung nach meiner zweiten Transalp im Jahr 2017 – und an diese Begegnung habe ich keine besonders guten Erinnerungen.

Warum das seinerzeit so war und ob die Erfahrungen dieses Mal besser waren, könnt ihr im Abschnitt über die Abfahrt nachlesen.

Länge:

Höhenmeter:

Fahrtzeit:

40,54 Km

1.297 Hm

4 Stunden 30 Minuten
(zzgl. ca. 1 Stunde Pause)

Der Aufstieg

Da ich lieber in Riva als in Torbole übernachte, beginnt die Tour entsprechend früher (der Einfachheit halber hat die abgebildete Route oben den Start und Zielpunkt direkt in Torbole). Völlig gleich, wie man es lieber hat, der Anstieg beginnt an der Piazza Goethe in Torbole und schlängelt sich von da aus erst zwischen Häusern, dann zwischen Weinstöcken und Olivenbäumen und zum Schluss durch den Wald nach oben. Dabei radelt man die meiste Zeit auf Asphalt (und je nach Tages- und Jahreszeit auch in der Sonne). Bei ca. 700 Metern verschwindet man an der Steilwand, die in Richtung Riva/Torbole empor ragt. Nach einem kurzen Abstecher durch den Wald befindet man sich wieder auf der Westflanke des Monet-Baldo-Massivs und hält sich bei den Funkmasten eigentlich rechts.

Wir waren allerdings vertieft in Gespräche und fuhren links weiter, den Berg hinauf. Wir merkten irgendwann, dass wir „falsch“ waren, sahen aber auf dem GPS, dass es nach weiteren wenigen hundert Metern einen Trail geben muss, der uns auf den eigentlichen Weg führen müsste. Auf der Höhe der Capanna Caduti del Monte Baldo (auf knapp über 1.000 Hm) stiegen wir rechts in den Trail ein. Der kleine Umweg hat sich gelohnt. 

Uns erwartete ein hervorragender Singletrail. Nicht zu schnell, nicht zu langsam und nicht zu verblockt. Als kleines Warm-up und zur Steigerung der Vorfreude war das genau das Richtige.

Wenn man also kein Problem damit hat den kleinen zusätzlichen Anstieg von 194 Hm und 1,7 Km zu fahren, dann ist das auf jeden Fall ein empfehlenswerter Umweg.

Selbstverständlich kann man bei der Capanna auch der Straße weiter folgen. Was dann passiert schildere ich aber gerne mal in einem anderen Beitrag.

Am unteren Ende des Trails hielten wir uns dann links und waren (bei unter 900 Hm) wieder auf unserer eigentlichen Route. Ab hier folgten wir dann dem Schotterweg. Der Weg ist die ganze Zeit gut fahrbar und führte erst vorbei an etwas niedrigeren und später dann durch einen Wald mit höheren Bäumen. Im Großen und Ganzen muss man lediglich auf dem Schotterweg bleiben und weiter bergauf fahren.

Nachdem es hinter der Baita della Selva (auf 1.068 Metern) noch ein kurzes Stück bergauf ging, steht auf etwa 1.200 Hm ein Wegweiser für Wanderwege. Dieser Wegweiser (in Richtung Navene und Malcesine) markiert gleichzeitig auch den höchsten Punkt der Tour – und den Einstieg in die Abfahrt.

Die Abfahrt

Ab jetzt wird es interessant. Meine Erinnerungen an diesen Trail waren vom letzten Mal nicht besonders gut. Grund hierfür war ein Teil der Abfahrt. Daher war ich davor auch nur verhalten euphorisch. Jetzt galt es festzustellen, ob die Abfahrt noch immer so ist wie vor drei Jahren, besser oder gar schlechter.

 

Ab dem Wegweiser auf ca. 1.200 Hm geht es eigentlich nur noch bergab (freilich gibt´s kleinere Gegenanstiege, die sind aber sehr moderat).

Die ersten paar hundert Meter führt der Trail über eine solide und sehr schnelle Waldautobahn. Hier kann man, dank des Flows, ordentlich Gas geben und Spaß haben. Der Dosso dei Roveri – ein leicht exponierter Fels, an dem der Trail links vorbei führt – markiert den Übergang in die Passage, an die ich nicht so gute Erinnerungen habe (dazu gleich mehr). Wenn man Lust und Zeit hat, kann man vor dem Einstieg in den Trail kurz auf den Fels steigen und so einen erhabenen Blick in Richtung des Lagos genießen.

Der Trail führt eine ganze Weile und über zahlreiche enge Kurven über faust- bis fußballgroße Granitbrocken hinab ins Tal. Die Fahrrinne ist zwischendurch kaum als solche zu erkennen und wenn man aus dieser rausrutscht, hat man aufgrund des losen Untergrunds schlagartig das Gefühl wie auf Eiern zu fahren. Ich bin ein großer Freund des Kredos „Geschwindigkeit gibt Sicherheit“. Hier sollte man allerdings beachten, dass Bremsversuche auch mal ins Leere gehen können und der lose Untergrund einen noch weiter treibt oder in eine Richtung führt, in die man nicht will.

Als ich 2017 mit Simon nach meiner zweiten Transalp diesen Trail das letzte Mal gefahren bin, war dieser Abschnitt deutlich verblockter, weniger ausgefahren und somit weniger befahrbar. Wir schlingerten den Trail vielmehr runter, als dass wir ihn fuhren. Meine Bremsversuche waren zeitweise etwas zu unkontrolliert, wodurch ich einmal etwas unsanft abgestiegen bin. Wie beschrieben war der Abschnitt auch dieses Mal anspruchsvoll, allerdings deutlich besser fahrbar als vor drei Jahren.

Immer wieder gibt es in den Kurven Möglichkeiten einen tollen Blick auf den Gardasee zu erhaschen.

 

Nach wenigen Kilometern geht der Trail langsam in eine deutlich flowigere und schnellere Abfahrt über. Es lag zwar auch auf diesem Abschnitt immer noch Geröll in verschiedensten Größen, jedoch immer weniger und es wurde viel besser handlebar. Der Trail wurde schneller und schlängelte sich auch weniger über Serpentinen, sondern über lange Passagen, mit gut fahrbaren Kurven. Zwischendurch wurde es nochmal kurz anspruchsvoll, als der Weg breiter wurde und durchsetzt war mit Kanten, die entweder Wasser ableiten oder Geröll vom abrutschen abhalten sollte. Mit ausreichend hoher Geschwindigkeit kann man diese Kanten springen oder orientiert sich an die Seiten um sie dort entspannter runterrollen zu können. Danach wurde die Piste wieder schneller und führte auf Schotter schnell hinab ins Tal. Auch hier wurde der Trail immer wieder unterbrochen von Ablaufrinnen, die man – wo es sich angeboten hat – auch hervorragend zum Springen nutzen kann.

Schlagartig und fast wie aus dem Nichts stand ein Schlagbaum auf dem Pfad. Der Schlagbaum markiert das Ende dieses Abschnitts und (leider) auch des Trails. Fast plötzlich standen wir in der Zivilisation und waren auf der Straße eine Wohnsiedlung, die bereits zu Navene gehörte. Lediglich die letzten 64 (!!!) Höhenmeter führten auf Asphalt nach unten an den Gardasee.

 

Die Abfahrt war (dieses Mal) sehr geil und vor allem das Verhältnis von Aufstieg zu Abfahrt ist klasse. Wir waren von dem Wegweiser am höchsten Punkt bis nach unten zum See knapp eine Stunde unterwegs. Wenn man will, geht das freilich auch schneller. Sehr viele Pause haben wir aber auch nicht gemacht.

 

Einziges (kleines) Manko dieser Tour sind die 8,5 Kilometer, die man von Navene bis zum Ortseingang in Torbole auf der SS249 zurücklegen muss. Sollte man die Tour erst spät beenden oder in Navene noch einkehren, sollte man auf jeden Fall an Beleuchtung für das Bike denken. Die Straße führt durch zahlreiche dunkle Tunnel und – je nach Verkehrsaufkommen – wird dort nicht besonders viel Rücksicht auf Biker genommen.

Vorbereitung & Planung

Ich weiß nicht wie es euch geht, aber für so eine Tour ist aus meiner Sicht nicht sehr viel Vorbereitung erforderlich. Klar sollte das Equipment und das Tagesgepäck dabei ausreichend und durchdacht sein und man sollte wissen, wo es lang geht. Bei letzterem könnte es ein wenig haken.

Ich kenne diese Abfahrt dank eines sehr guten Freundes aus Bayreuth und hätte ohne dessen Hilfe auch den Namen nicht gewusst. Da ich den Namen aber nunmal schon vor dem Tag im September 2020 kannte, habe ich im Internet gesucht und gleich mehrere Beschreibungen gefunden. Ich konnte mir die Karte aber nicht auf mein GPS laden, so dass ich den Track bei Outdooractive geladen und uns über das Smartphone navigiert habe. Bis auf den kleinen zusätzlichen Schlenker zur Capanna Caduti de Monte Baldo hat das ja auch sehr gut funktioniert.

 

Eine kleine – aber meiner Meinung nach sehr wichtige – Anmerkung ist hier, dass man auf jeden Fall mit einem vollen Handy-Akku losfahren sollte. Man weiß nie, was passiert und ist heutzutage schnell aufgeschmissen, wenn das Handy den Dienst versagt. Eigentlich sollte das selbstverständlich sein und nicht erwähnt werden müssen. Leider habe ich schon viele Dinge gesehen und selber erlebt, die diese Anmerkung allerdings rechtfertigen.

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